In der modernen Gesellschaft steht uns eine kaum noch überschaubare Menge an Wissen und Fakten zur Verfügung. Im Zuge der Digitalisierung hat die Menge an verfügbaren Informationen und damit auch deren Unübersichtlichkeit nochmals enorm zugenommen. Eine einzelne Person wird täglich mit der Herausforderung konfrontiert, all diese Informationen zu filtern, um die für sich notwendigen, richtigen Informationen zu finden und zu bewerten und auf dieser Grundlage eine informierte Entscheidung treffen zu können. Die Tatsache, dass vermehrt interessensgeleitete, falsche oder sogar manipulative Informationen im Umlauf sind, erschwert das Finden relevanter Informationen zusätzlich.
Gesundheitskompetenz ist folgendermaßen definiert: Sie umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Bereichen der Krankheitsbewältigung, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die ihre Lebensqualität während des gesamten Lebensverlaufs erhalten oder verbessern.
Zu den Merkmalen der Gesundheitskompetenz gehören:
Lese- und Verständniskompetenz: Die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Materialien zu lesen und zu verstehen, z. B. Medikamentenetiketten, Terminerinnerungen oder Materialien zur gesundheitlichen Aufklärung.
Zahlenverständnis: Die Fähigkeit, numerische Informationen zu verstehen und zu nutzen, wie z. B. die Interpretation von Gesundheitsstatistiken, die Berechnung von Medikamentendosierungen oder das Verständnis von Nährwertkennzeichnungen.
Kritisches Denken: Die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu bewerten, ihre Zuverlässigkeit einzuschätzen und fundierte Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten zu treffen.
Kommunikationsfähigkeiten: Die Fähigkeit, effektiv mit medizinischem Fachpersonal zu kommunizieren, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern.
Kulturelle Kompetenz: Verständnis dafür, wie Kultur, Sprache und Überzeugungen das Gesundheitsverhalten und die Interaktion mit dem Gesundheitswesen beeinflussen.
Die Entwicklung einer besseren Gesundheitskompetenz kann verschiedene Vorteile mit sich bringen, darunter bessere Behandlungsergebnisse und eine fundiertere Entscheidungsfindung.
Im Folgenden werden einige Strategien vorgestellt, die zur Verbesserung der eigenen Gesundheitskompetenz beitragen können:
Zuverlässige Quellen suchen: Vertraue auf seriöse Quellen für Gesundheitsinformationen, z.B. staatliche Gesundheitswebsites, medizinische Organisationen und von Expert:innen begutachtete Fachzeitschriften. Vorsicht vor Fehlinformationen oder voreingenommenen Quellen.
Fragen stellen: Zögere nicht, das medizinische Personal um Erläuterungen oder weitere Informationen über deinen Gesundheitszustand, alternative Behandlungsmöglichkeiten oder Medikamentenanweisungen zu bitten. Mache dir bei Terminen Notizen und lies sie bei Bedarf später nach.
Lese- und Rechenfähigkeiten verbessern: Erwäge die Teilnahme an Lese- und Rechenkursen, um deine Fähigkeiten zu verbessern, schriftliche und zahlenmäßige Gesundheitsinformationen zu verstehen. Online-Ressourcen, gemeinnützige Programme und Volkshochschulen können entsprechende Kurse anbieten.
Ressourcen in einfacher Sprache nutzen: Suche nach Gesundheitsmaterialien, die in einfacher Sprache verfasst sind, d. h. ohne komplizierten medizinischen Fachjargon und mit einfachen Begriffen. Viele Organisationen bieten inzwischen Gesundheitsinformationen in einfacher Sprache an, um das Verständnis zu verbessern.
Gemeinsame Entscheidungsfindung: Nimm aktiv an Diskussionen mit Fachleuten des Gesundheitswesens teil und erkundige dich über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, mögliche Risiken und Vorteile. Die gemeinsame Entscheidungsfindung fördert ein besseres Verständnis und die Verantwortung für die eigene Gesundheit.
Digitale Gesundheitstools nutzen: Entdecke Gesundheits-Apps, Websites und Online-Ressourcen, die evidenzbasierte Informationen, Symptom-Checker, Medikamentenerinnerungen und interaktive Tools zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz und des Selbstmanagements bieten.
Andere unterrichten: Ermutige Familienmitglieder, Freund:innen oder Kolleg:innen, ihre Gesundheitskompetenz zu verbessern, indem du zuverlässige Gesundheitsinformationen weitergibst. Auf diese Weise vertiefst du dein eigenes Wissen und Verständnis.
Denke daran, dass Gesundheitskompetenz ein lebenslanger Prozess ist, und dass der kontinuierliche Aufbau und die Verfeinerung deiner Fähigkeiten dich in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen und besser für deine Gesundheit zu sorgen.
Gesundheitskompetenz geht insgesamt mit zahlreichen Konsequenzen für die Gesundheit einher. Personen, die über eine höhere Gesundheitskompetenz verfügen, verhalten sich im Allgemeinen auch gesundheitsförderlicher: Das heißt, dass sie sich im Vergleich zu Personen mit einer geringeren Gesundheitskompetenz gesünder ernähren und sich häufiger bewegen. Darüber hinaus ist ihr Verhalten tendenziell auch weniger gesundheitsschädlich, da sie seltener regelmäßig Alkohol trinken und weniger rauchen. In der Folge sind Personen mit hoher Gesundheitskompetenz in der Regel weniger übergewichtig oder adipös, fühlen sich subjektiv gesünder und auch bei gesundheitlichen Problemen weniger eingeschränkt. Darüber hinaus haben sie weniger krankheitsbedingte Fehltage bei der Arbeit. Bei der Nutzung des Gesundheitssystems lassen sich ebenfalls deutliche Zusammenhänge zur Gesundheitskompetenz feststellen. Personen, die über eine geringere Gesundheitskompetenz verfügen, nutzen das Gesundheitssystem häufiger, indem sie öfter Haus- und Fachärzt:innen sowie Notfalldienste konsultieren und häufiger stationär im Krankenhaus sind, als Personen mit hoher Gesundheitskompetenz.